Donnerstag, 12. November 2015

Wohin du gehst, sagst du nicht mehr.

Eine Trennung bringt Vieles mit sich. Da, wo man vorher zu zweit war, geht man jetzt allein hin. Kleiderschränke werden ausgeräumt und Sachen werden zurückgegeben. Man muss sich arrangieren. Alleine kochen, alleine nach neuen Stiefeln suchen - aber vor allem muss man sich, leider, die altbekannte Frage stellen: „Kann ich heute Abend weggehen, oder ist er auch da?“. 
Du warst nicht mehr da. Ich stand allein da, musste mich selbst kümmern. Vielleicht habe ich mich ja deswegen so verändert. Vielleicht bin ich deshalb die Person die ich heute bin. Du bist gegangen, einfach so. Und als du wiedergekommen bist, war alles anders. Eigentlich war es vorher schon anders. Vielleicht ist das der Lauf des Lebens, dass manche Dinge irgendwann doch nicht mehr sein sollen. Wir hätten das so akzeptieren müssen. Aber wir waren so jung, so dumm. Haben um etwas gekämpft, was gar nicht mehr da war. Wir sind weitergelaufen, obwohl wir hätten stehen bleiben sollen. 
Hätte, hätte…es kam anders. Ich muss hier nicht unnötig im Konjunktiv reden. Es hätte anders aussehen können. Aber sieht es nicht. Wenn wir jetzt länger als fünf Minuten in einem Raum sind, fliegen die Fetzen, wortwörtlich. Wir gehen aneinander vorbei, reden nicht miteinander. Und manchmal sehen wir uns bei Leuten, die wir beide kennen. Aber anstatt wegzurennen, schauen wir uns heimlich an, weil  man sich nicht mehr kennenlernen kann. Annenmaykantereit hat es mal wieder perfekt formuliert. 
Und das ist das, was mich an all dem so sehr stört. Eine Trennung bringt vieles mit sich. Es spalten sich Freundeskreise. Wir schotten uns von denen ab, die lieber was mit unserem Ex zusammen machen. Wir versuchen neue Leute kennenzulernen. Aber das ist schwieriger als gedacht. Wir sind Gewohnheitstiere und sich jetzt neu zu orientieren klappt manchmal so überhaupt nicht. 
Manchmal habe ich das Gefühl, mir fehlt etwas. Die Freundschaften, die ich vernachlässigt habe, unsere gemeinsame Zeit - all das. Aber wahre Freunde hätten sich nicht entscheiden müssen. Sie haben es trotzdem getan. Das ist so, ich mache ja niemandem einen Vorwurf deswegen. Es ist wie es ist. Und ich habe das so akzeptiert. 
Trennungen bringen vieles mit sich, aber vor allem eins. Einsicht. Ich für mich habe gelernt, dass ich nie wieder so behandelt werden will, wie ich behandelt wurde. Ich weiß jetzt, warum es zu Bruch gehen musste. Ich für mich. Ich weiß nicht, ob er es auch weiß. Aber ich weiß es und das ist das wichtigste. Ich weiß jetzt auch, dass wir eine wunderschöne, unvergessliche Zeit zusammen hatten. Für mich war es damals das beste. Aber Dinge ändern sich, Menschen ändern sich. Und manchmal passt es einfach nicht mehr. Das müssen wir lernen zu akzeptieren. 
Ich bin nicht mehr traurig, die Phase war relativ schnell vorbei. Einfach, weil ich es besser wusste. Ich bin glücklich. Warum dann dieser Post? Weil ein kleines bisschen Melancholie immer da ist und mitschwingt. Denn ja, es ist traurig, dass man sich nicht mal ansehen kann, ohne das gleich irgendein Drama ausbricht. Es ist traurig, dass man sich aus dem Weg geht. Dort, wo man vorher unzertrennlich war, ist es jetzt scheinbar doch ganz leicht allein. Das ist so, das muss man so hinnehmen. Aber es ist, entschuldigt bitte, scheiße. Ich fühle mich klein, kindisch, wenn ich mich so verhalte. Aber irgendetwas in mir drin drängt mich dazu so zu sein. Die Wut, die restliche Trauer,…ich weiß es nicht. Aber ich hoffe wirklich, dass wir beide irgendwann wieder dazu in der Lage sind, in einem Raum zu sein ohne, dass irgendwo ein Feuer ausbricht.
Ich will wieder reden können, glücklich sein. Ich will nicht darauf achten müssen, was ich sagen kann, ohne, dass sich jemand angegriffen fühlt. Ich bin glücklich! Das will ich in die Welt hinaus schreien. Ich will wieder beisammen sitzen können, stundenlang. Ich will reden, dir sagen, wie es bei mir läuft. Ich will euch allen mein Glücklichsein aufquatschen. Euch anstecken mit meiner guten Laune. Ich will mich nicht darum sorgen müssen, was die anderen denken, wenn ich jetzt seine Hand halte. Ich will es einfach tun.
Aber ich kann nicht. Ich kann es einfach nicht. Ich habe probiert, dir die Hand zu reichen. Nicht mir oder dir zu Liebe, ganz sicher nicht. Aber unserer Freunde wegen. Wir sind keine 15 mehr, wir sind jetzt fast erwachsen. Vielleicht ist es an der Zeit sich auch so zu verhalten. 


Ich bin glücklich, ich hoffe du bist es auch. Ich weiß nicht, was du machst. Es interessiert mich auch nicht so brennend. Aber ein kleines bisschen schon. 

Montag, 5. Oktober 2015

Über das Allein- und das Glücklichsein

Ich hatte noch nie ein großes Bett. Ich war doch immer die kleine Prinzessin, ich brauchte nie ein Bett was die 90 cm Breite überschritt. Ich war zufrieden damit. Und auf einmal stand es da. Mein erstes eigenes großes Bett in meiner ersten eigenen Wohnung. 
Die erste Nacht war qualvoll. Die zweite noch viel schlimmer. Ich wollte doch eigentlich nie etwas anderes, als ein großes Bett. Eigentlich. 
Eigentlich sah mein Plan auch ganz anders aus. Zweiraumwohnung, Leipzig, Grundschullehramt - zu zweit. Zusammen. Beisammen. Nun, ich befinde mich in einer Einraumwohnung, nicht in Leipzig und nein, ich studiere kein Grundschullehramt. 

Vor allem aber bin ich allein. Und darum soll es heute gehen. Um das Alleinsein. 

Ich habe mir damals gesagt, dass es das war mit der Liebe und mir. Ich wollte Single bleiben. Single sein ist doch sowieso viel angenehmer. Mein Entschluss stand fest, nur die Umsetzung hat mal so überhaupt nicht geklappt. Anderthalb Jahre später stehe ich an gleicher Stelle und sage mir wieder, dass es das mit der Liebe, den Beziehungen und den roten Rosen war. Zumindest für’s erste. Der einzige und entscheidende Unterschied zu damals ist aber, ich rede mir das jetzt nicht nur ein sondern ich meine es wirklich so. 



Liebe Mädchen, liebe Frauen - das Leben ist kein Liebesfilm! Blicken wir der Wahrheit ins Gesicht. Wir werden keine Briefe von unserem verstorbenen Freund bekommen, vor uns wird nie ein Ryan Gosling im Anzug stehen, wir werden nie einen Vampir heiraten und wir werden auch nicht mit unserem Seelenverwandten nach Amsterdam reisen, um dann zu erfahren, dass er sterben wird. Das Problem bei diesen ganzen, wunderschönen, Filmen ist, dass wir vergessen wie dir Wirklichkeit aussieht. Und weil wir so geblendet sind, von der ganzen Liebe, suchen wir verzweifelt nach unserem persönlichen Liebesfilmschauspieler. Und nehmen wir mal an, dass wir jemanden gefunden haben, der glatt 10 Oscars bekommen würde und der Ryan, Zac und wie sie nicht alle heißen die Show stiehlt - was, wenn wir dann nicht glücklich werden? Wenn es gar nicht das ist, was wir wollten. Was, wenn wir immer dachten, dass wir einen persönlichen Liebesfilm möchten, aber wir damit gar nicht klarkommen? 

Und dann wird uns bewusst, dass wir die letzten Jahre unseres Leben damit vergeudet haben, Typen hinterher zu heulen, die es A nicht verdient haben und B es nicht wert waren. Weil wir eigentlich nie einen Liebesfilm wollten, sondern eine Komödie, einen Actionstreifen, god knows what. Aber wie sollten wir das denn auch wissen? Wir haben doch die rosarote Brille förmlich angetackert bekommen. Wir hatten ja keine andere Wahl. 
Ich bin Single. Ich bin glücklich. Ja, das geht. Single sein, das muss nicht heißen jede Nacht im Bett zu liegen und Schokolade zu essen. Single sein muss nicht heißen, dass man in Tränen ausbricht, wenn man Pärchen sieht. Single sein kann glücklich sein. Man kann auch allein etwas machen. Sich in den Park setzen, ein Buch lesen - alleine leben. Alleinsein kann gut tun!
Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sage. Dass ich das dann auch noch so meine. Aber, ich sag es immer wieder, Dinge ändern sich und das ist gut so.
Versteht mich nicht falsch, Single sein muss nicht heißen, dass man jetzt gleich zur Nonne wird. Single sein muss aber auch nicht heißen, dass man die neue Dorfmatratze ist. Vielleicht findest du ja unter den vielen, die sich jetzt seit Jahren wieder melden, weil du Single bist, deinen Prinz Charming. Vielleicht sitzt auch er gerade im Park und liest ein Buch. Vielleicht ist er schon ein Teil deines Lebens, aber du weißt noch nicht, dass er der eine ist. 
Du wirst noch viele Männer oder Frauen in deinem Leben treffen. Du wirst noch viele Partner haben, bevor der eine vor dir steht und du sagst „Ja, ich will“ - keiner von uns weiß, was die Zukunft bringt. 
Der Punkt ist der - egal wie, wir müssen uns wohl fühlen. Und wenn jemand in unserem Leben ist, bei dem das der Fall ist, wo ist dann das Problem? 


Ich liege jetzt gerne in meinem großen Bett. Ich freue mich drauf, allein einzuschlafen. Noch ein Buch zu lesen bevor ich die Augen schließe. Ich finde es wahnsinnig angenehm so viel Platz zu haben und frag mich immer wieder, wie ich es bisher mit 90 cm ausgehalten habe. 

Am schönsten aber ist es, morgens aufzuwachen, die Gardinen zu öffnen, den Sonnenaufgang zu sehen und zu wissen - so ist es perfekt. Und es gibt keinen, der dir da reinreden kann. Nur du, vor dem Fenster. Und keiner der dir diesen Moment nehmen kann. Und dann, von Zeit zu Zeit, wache ich nicht allein auf. Und auch dann fühle ich mich pudelwohl. Und das Gefühl kann mir keiner nehmen. 

Sonntag, 4. Oktober 2015

Ohne Heimat & alleine?

"Willkommen in deiner neuen Heimat" - wie jetzt? Neue Heimat? Ist das gleich meine Heimat, nur weil ich jetzt hier wohne? 
Heimat, das ist doch, wo deine Freunde sind. Wo du groß geworden bist. Wo du jede Ecke kennst. Da, wo du dich wohl fühlst. Oder? 
Eine Woche bin ich hier. Und ich fühl mich wohl. Ich kenn 5 von 10 Ecken. Und ich hab Freunde hier. Aber meine Heimat ist es noch nicht. Denke ich zumindest. 
Heimat, das ist, wo du mit den Straßen reden kannst, weil sonst niemand da ist. Heimat ist, wo du mit offenen Armen empfangen wirst. Heimat ist schön. Herzlich. 
Wie kann man sich denn nach einer Woche, nach 7 Tagen, in einer Stadt wohlfühlen, in der man vorher erst einmal war? Wie geht das?
Werde ich jetzt erwachsen? 

Ich habe auf einmal das Bedürfnis aufzuräumen, meine Verträge zu ordnen, mich allein in den Park zu setzen. Was passiert mit mir?
Fragen über fragen. 
Wo ist eigentlich der Hörsaal in den ich als nächstes muss? Wie war das nochmal mit dem Stundenplan? Hab ich mich für den richtigen Studiengang entschieden?
Ich wollte doch eigentlich immer etwas anderes machen. Wollte zu den kleinen Kindern. Und jetzt bin ich bei denen, wo ich nie nie nie hinwollte. Aber mein Bauch hat gesagt, dass es das richtige ist. Und es gibt Momente im Leben, da sollte man genau das tun. Auf seinen Bauch hören. 
Egal, wie schön der Sommer auch war. Wie unvergesslich die Nächte. Egal, wie viele Freundschaften man geknüpft hat.  Denn am Ende des Tages weiß man, es ist das Richtige. Auch, wenn ich jetzt fahre. Auch, wenn ich 2 Stunden von zu Hause weg bin. Auch, wenn ich nur einmal im Monat zurück komme. Denn die Freunde bleiben. Die Erinnerungen. Nichts und niemand kann dir das nehmen. Das gehört dazu, zum Erwachsenwerden. Vor drei Jahren hab ich Rotz und Wasser geheult, als ich für 10 Monate weg bin. Und nach diesen 10 Monaten war nur noch eine Person da. Das ist meine beste Freundin. Der Rest hat sich verlaufen. Der eine studiert, der andere ist beim Bund. Einer ging zu früh, einer bekam Kinder. Alles endet, sagte casper man so schön. Aber nie die Musik. Die Musik, die dein Leben auch Trab hält. Die Musik, die deinem Leben einen Sinn gibt. Die Musik des Sommers. 
Viele von euch werden meine Post auf Facebook gelesen haben. Wie toll dieser Sommer war. Nichts lief perfekt, nicht mal ansatzweise. Aber nahezu. Und Abende, die mit dem Sonnenaufgang geendet haben, haben alle Tiefen wieder gut gemacht. Jede Träne. Jeder Heulkrampf. Alles war weg, nur weil die richtigen Leute bei dir waren. 
Und das ist der Punkt. Es ist egal, wo man ist in der Welt. Die Welt ist ein Dorf. Und am Ende kehrt man immer wieder zurück. In die wahre Heimat. 
Vielleicht werde ich in vier Jahren sagen, dass ich hier zu Hause bin. Vielleicht verbinde ich dann so viel mit der Stadt, dass das hier meine zweite Heimat wird. Vielleicht wohne ich dann auch hier. So richtig. Aber dennoch werde ich an die Ecken zurückkehren, wo ich aufgewachsen bin. Dort, wo ich Momente unvergesslich gemacht habe. Dort, wo wir Sachen erlebt haben, die für immer bei uns bleiben werden. 
Und ich weiß, auf dem Weg, bleiben meine besten Freunde. Die, mit denen ich mittlerweile über die Hälfte meines Lebens verbracht habe. 

Ich fühle mich wohl hier. Die Wohnung ist eingerichtet. Die Küche fehlt noch. Aber irgendwann bin ich hier auch fertig. Dann kann ich sagen, dass ich hier zu Hause bin. Und das ist auch gut so. Veränderungen gehören dazu im Leben. Auch wenn es schwer ist. Auch wenn Erwachsenwerden viel beschissener ist, als man sich das eigentlich vorstellt. Auch, wenn man manchmal im Bett liegt und weint. Irgendwann zahlt es sich aus. Und die Hauptsache ist: DU BIST GLÜCKLICH!