Montag, 5. Oktober 2015

Über das Allein- und das Glücklichsein

Ich hatte noch nie ein großes Bett. Ich war doch immer die kleine Prinzessin, ich brauchte nie ein Bett was die 90 cm Breite überschritt. Ich war zufrieden damit. Und auf einmal stand es da. Mein erstes eigenes großes Bett in meiner ersten eigenen Wohnung. 
Die erste Nacht war qualvoll. Die zweite noch viel schlimmer. Ich wollte doch eigentlich nie etwas anderes, als ein großes Bett. Eigentlich. 
Eigentlich sah mein Plan auch ganz anders aus. Zweiraumwohnung, Leipzig, Grundschullehramt - zu zweit. Zusammen. Beisammen. Nun, ich befinde mich in einer Einraumwohnung, nicht in Leipzig und nein, ich studiere kein Grundschullehramt. 

Vor allem aber bin ich allein. Und darum soll es heute gehen. Um das Alleinsein. 

Ich habe mir damals gesagt, dass es das war mit der Liebe und mir. Ich wollte Single bleiben. Single sein ist doch sowieso viel angenehmer. Mein Entschluss stand fest, nur die Umsetzung hat mal so überhaupt nicht geklappt. Anderthalb Jahre später stehe ich an gleicher Stelle und sage mir wieder, dass es das mit der Liebe, den Beziehungen und den roten Rosen war. Zumindest für’s erste. Der einzige und entscheidende Unterschied zu damals ist aber, ich rede mir das jetzt nicht nur ein sondern ich meine es wirklich so. 



Liebe Mädchen, liebe Frauen - das Leben ist kein Liebesfilm! Blicken wir der Wahrheit ins Gesicht. Wir werden keine Briefe von unserem verstorbenen Freund bekommen, vor uns wird nie ein Ryan Gosling im Anzug stehen, wir werden nie einen Vampir heiraten und wir werden auch nicht mit unserem Seelenverwandten nach Amsterdam reisen, um dann zu erfahren, dass er sterben wird. Das Problem bei diesen ganzen, wunderschönen, Filmen ist, dass wir vergessen wie dir Wirklichkeit aussieht. Und weil wir so geblendet sind, von der ganzen Liebe, suchen wir verzweifelt nach unserem persönlichen Liebesfilmschauspieler. Und nehmen wir mal an, dass wir jemanden gefunden haben, der glatt 10 Oscars bekommen würde und der Ryan, Zac und wie sie nicht alle heißen die Show stiehlt - was, wenn wir dann nicht glücklich werden? Wenn es gar nicht das ist, was wir wollten. Was, wenn wir immer dachten, dass wir einen persönlichen Liebesfilm möchten, aber wir damit gar nicht klarkommen? 

Und dann wird uns bewusst, dass wir die letzten Jahre unseres Leben damit vergeudet haben, Typen hinterher zu heulen, die es A nicht verdient haben und B es nicht wert waren. Weil wir eigentlich nie einen Liebesfilm wollten, sondern eine Komödie, einen Actionstreifen, god knows what. Aber wie sollten wir das denn auch wissen? Wir haben doch die rosarote Brille förmlich angetackert bekommen. Wir hatten ja keine andere Wahl. 
Ich bin Single. Ich bin glücklich. Ja, das geht. Single sein, das muss nicht heißen jede Nacht im Bett zu liegen und Schokolade zu essen. Single sein muss nicht heißen, dass man in Tränen ausbricht, wenn man Pärchen sieht. Single sein kann glücklich sein. Man kann auch allein etwas machen. Sich in den Park setzen, ein Buch lesen - alleine leben. Alleinsein kann gut tun!
Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sage. Dass ich das dann auch noch so meine. Aber, ich sag es immer wieder, Dinge ändern sich und das ist gut so.
Versteht mich nicht falsch, Single sein muss nicht heißen, dass man jetzt gleich zur Nonne wird. Single sein muss aber auch nicht heißen, dass man die neue Dorfmatratze ist. Vielleicht findest du ja unter den vielen, die sich jetzt seit Jahren wieder melden, weil du Single bist, deinen Prinz Charming. Vielleicht sitzt auch er gerade im Park und liest ein Buch. Vielleicht ist er schon ein Teil deines Lebens, aber du weißt noch nicht, dass er der eine ist. 
Du wirst noch viele Männer oder Frauen in deinem Leben treffen. Du wirst noch viele Partner haben, bevor der eine vor dir steht und du sagst „Ja, ich will“ - keiner von uns weiß, was die Zukunft bringt. 
Der Punkt ist der - egal wie, wir müssen uns wohl fühlen. Und wenn jemand in unserem Leben ist, bei dem das der Fall ist, wo ist dann das Problem? 


Ich liege jetzt gerne in meinem großen Bett. Ich freue mich drauf, allein einzuschlafen. Noch ein Buch zu lesen bevor ich die Augen schließe. Ich finde es wahnsinnig angenehm so viel Platz zu haben und frag mich immer wieder, wie ich es bisher mit 90 cm ausgehalten habe. 

Am schönsten aber ist es, morgens aufzuwachen, die Gardinen zu öffnen, den Sonnenaufgang zu sehen und zu wissen - so ist es perfekt. Und es gibt keinen, der dir da reinreden kann. Nur du, vor dem Fenster. Und keiner der dir diesen Moment nehmen kann. Und dann, von Zeit zu Zeit, wache ich nicht allein auf. Und auch dann fühle ich mich pudelwohl. Und das Gefühl kann mir keiner nehmen. 

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